Prince of Persia und der schale Nachgeschmack

Prince of Persia … Ich konnte mich erfolgreich vor einem Gang in die heiligen Kinosäle bewahren, konnte aber nicht wiederstehen, die frisch herausgekommene DVD eines weiteren Jerry-Bruckheimer-Verbrechens zu besorgen. Ah ja, hab ich schon erwähnt, dass ich eine leichte Abneigung gegen Bruckheimers Filme habe? Ich kann noch nicht einmal erklären, an was das liegen könnte. Ich mag gut gemachte Actionfilme, und Bruckheimer versteht sein Handwerk ja auch auf’s Vorzüglichste – trotzdem, irgendwie hinterlassen von Bruckheimer produzierte Filme immer einen leicht schalen Nachgeschmack. Ebenso, wie wenn man sich an einem heissen Tag voller körperlicher Arbeit auf ein erfrischendes Bier freut, sich vor dem geistigen Auge ein kühles, in der Glasflasche serviertes Grolsch vorstellt, dann aber ein warmes Eve Litchi von Cardinal aufgetischt bekommt. Nun mag der Biervergleich ja zugegebenermassen etwas weit hergeholt sein. Und Freunde von Prince of Persia oder Bruckheimerfilmen allgemein, werden zu Recht behaupten können, dass das Sehvergnügen auf einer altersschwachen Röhre ohne Dolby Surround System in keiner Weise an die bild- und soundgewaltige Darstellung im Kinosaal herankommt. Sicher, die Frage ist nur: Muss ich mir ne Jerry-Bruckheimer-Produktion im Kinosaal zusammen mit hormongesteuerten Spät-Adoleszenten antun? Nicht wirklich!

Ⓒ Studio / Produzent

Der Film basiert auf dem von Ubisoft entwickelten Konsolen- und PC Game Prince of Persia: The Sands of Time. Die Hauptrollen übernehmen Jack Gyllenhaal als Prinz Dastan, Gemma Arterton als Prinzessin Tamina und Ben Kingsley als Bösewicht Nizam (die so im Game aber nie vorkommen!). Zu Beginn des Filmes erfährt man, wie der kleine Strassenjunge Dastan den Leibwächtern des Königs trotzt. Dieser ist angetan vom Mut des Jungen und entschliesst sich, ihn bei sich aufzunehmen und ihn mit seinen beiden leiblichen Söhnen zusammen aufzuziehen. 15 Jahre später sieht man diese drei jungen Männer, wie sie eine gegnerische Stadt belagern. Dastan gelingt es, mit seiner gut organisierten Truppe, in die stark befestigte Stadt einzudringen und die Tore für seine Brüder zu öffnen. Ohne viel Blutvergiessen wird so die Stadt der Prinzessin Tamina eingenommen und diese mitsamt ihrem Hof dem königlichen Vater Dastans übergeben. Während der fröhlichen Siegesfeier passiert aber ein Unglück. Der König wird ermordet und Dastan muss, als vermeintlicher Mörder, zusammen mit der Prinzessin fliehen. Mit im Gepäck hat er einen geheimnisvollen Dolch, den er in der heiligen Stadt Taminas als Kriegsbeute ergattern konnte. Tamina und Dastan werden nun von ihren Häschern durch die Wüste gejagt, wobei das Interesse der Prinzessin eher dem Dolch als dem Wohlergehen des Prinzen gilt. Während eines kleinen Handgemenges entdeckt der persische Prinz die geheimnissvolle Macht des Dolches. Mit dem Sand der Zeit, welcher im kunstvoll gefertigten Griff des Dolches aufbewahrt wird, kann man die Zeit zurückdrehen. Er glaubt, mit Hilfe dieses Utensils seine Unschuld beweisen zu können und macht sich auf die Suche nach seinem Onkel Nizam, nicht ahnend, dass dieser hinter dem Mordkomplott steht.

Eigentlich eine interessante Story, und im Game-Modus hat Prince of Persia ja auch reichlich abgeräumt. Dies vor allem wegen des innovativen Gameplays, aber auch weil sich der Prinz im Spiel mit allerlei Tricks und Waffen durch seine «gfürchtigen» Gegner kämpft, Blut und Leichen seinen Weg pflastern und er allerlei schwere Abenteuer zu bewältigen hat. Dem entsprechend ist das PEGI-Rating (Pan European Game Information) bei Prince of Persia auf 16 Jahre geschraubt worden. Da könnte man sich ja beinahe auf eine filmische Umsetzung freuen, wäre da nicht der winzig kleine Umstand, dass Bruckheimer zusammen mit Walt Disney produziert. Prince of Persia als Film hat eine Altersfreigabe, die – je nach Kanton – zwischen 12 und 14 Jahren liegt. Blut, Leichen, «gfürchtige» Gegner, harte Kämpfe, reichlich eindeutig zweideutige sexuelle Anspielungen? Nichts da! Walt Disney ist und bleibt nunmal ein Produzent für familienfreundliche Filme. So verkommt denn die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten zu einem biederen Küsschen ohne viel Leidenschaft. Selbst die Brüder Dastans machen sich im Film mehr als einmal lustig über ihren jüngeren Bruder, indem sie ihm sämtliche Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht partout nicht zugestehen wollen. Das würde ja funktionieren, hätte man nicht mit Jack Gyllenhaal einen jungen, gut gebauten, gefällig aussehenden und im Saft stehenden Mann zum Hauptakteur gewählt. Ich soll den Filmemachern tatsächlich abnehmen, dass dieser Prinz die Freuden einer Frau nicht kennt und schätzt? Ha, dass ich nicht lache!

Natürlich sind die Kampfszenen unblutig und die wenigsten Gegner werden wirklich getötet, nur ein wenig «ausgeknockt». Schliesslich soll Prince of Persia ja ein Film für die ganze Familie sein. Das Gefuchtel ist darüber hinaus so kurzgebunden aneinandergeschnitten worden, dass ich mich im Ernst an keine einzige überzeugende Kampfchoreographie erinnern kann. Vielleicht sind es aber auch viel zu viele Kämpfe, die Dastan zu verrichten hat. Bei 116 Minuten Dauer und keinen wirklich innovativen Kampfszenen, kann man auch mal nen leichten Tunnelblick bekommen. Soll heissen, wirklich wahrnehmen tut man das Geschehen auf dem Bildschirm gar nicht mehr. Schliesslich ist auch das Ende dieser Kämpfe nach dem dritten Mal Sehen bekannt und birgt keine Überraschungen. Die im – recht spärlich ausgefallenen – DVD-Bonusmaterial erwähnten Parcourselemente sind im fertiggestellten Film hingegen praktisch unauffindbar. Da hat man weiss Gott schon explizitere Filme gesehen. Was hingegen aufgefallen ist, ist dieser eine Sprung Dastans von einer Mauer auf zwei Gegner. Der hat verdächtig nach «Assassins Creed 2»-Werbung ausgesehen (der untereste von den drei Trailern, ab ca 1.30 min). Was wiederum nicht weiter verwundert, schliesslich ist Ubisoft verantwortlich für beide Games.

Nun, worauf will ich hinaus? Ganz einfach. Bruckheimer und Walt Disney haben einen kinderfreundlichen Abenteuerfilm gemacht, mit hübsch anzusehenden Schauspielern und einem wirklich betörenden, detailgetreuen, orientalischen Setting. 200 Millionen Dollar Produktiosnkosten müssen ja auch irgendwie gerechtfertigt werden. Das Problem ist nur, dass sie dabei an der eigentlichen Klientel, den Gamern, vorbeiproduziert haben. Diejenigen die Prince of Persia gespielt haben, oder immer noch spielen, sind keine zwölf Jahre alt und hätten sich über ein wenig mehr harte Action gefreut. Und da ist er wieder, der schale Nachgeschmack einer Bruckheimer-Produktion.

 

Regie: Mike Newell
Cast: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton, Ben Kingsley
Prince of Persia: The Sands of Time, Mike Newell, USA, 2010, 116′
 

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