NIFFF 2011 – Terra Nova

Ein weiteres russisches Kleinod aus der Reihe From Russia with Screams ist der Film Terra Nova von Aleksandr Melnik aus dem Jahre 2008. Mit seinen 119 Minuten ist er nicht ganz so genickbrechend wie Target, aber auch dieser Russe zeigt weniger geübten Kinogängern, wo der Hammer hängt.

Ⓒ Studio / Produzent

Im 2013 werden hunderte von russischen Strafgefangenen von der Weltregierung auf eine einsame Insel abgeschoben, wo sie sich als Kolonisten versuchen können. Alles was zum Überleben gebraucht wird, wird ihnen mitgegeben, und in drei Monaten wird eine weitere Lieferung an dringend Benötigtem gebracht. Eigentlich ein Paradies für jene, die die letzten Jahre im Knast gesessen haben. Weniger paradisisch ist aber, dass hier nicht irgendwelche Kleinkriminellen aufeinander losgelassen werden, sondern die wirklich schweren Jungs. Durch eine fast halbstündige Einführung der Charaktere ist dem Zuschauer auch schnell klar, wer welche Rolle auf der Insel einnehmen wird. So verwundert es nicht, dass die Hauptfigur Zhilin, gespielt von Konstantin Lavronenko, sich – kaum auf der Insel angekommen – vom Rest der Gruppe entfernt und sein Heil in der asketischen Einsamkeit sucht. Lavronenko übrigens ist vielleicht dem einen oder anderen bekannt als Alexander aus Izgnanie – die Verbannung. Die selbstgewählte Einsamkeit wird übrigens sehr bald gestört. Sipa, der Zellennachbar von Zhilin, findet sich alsbald auf dem kleinen Plateau über dem Meer und bringt Kunde vom Lager. Dort herrscht Tyrannei und ein ständiger Kampf ums Überleben. Ein paar wenige Starke kontrollieren die anderen. Und das Gefängnis, das sie physisch auf dem Festland gelassen haben, beherrscht noch immer ihre Gedanken. So sind die Tagesstrukturen auf der kleinen Insel geprägt von Zucht und Ordnung, Gewalt und bestialischen Spielen. Alles in allem genau das, was passiert, wenn man den richtigen Haufen von Leuten aufeinander loslässt und sie ihrem Schicksal überlässt. Man erinnere sich nur an das Stanford Prison Experiment (Das Experiment) aus dem Jahre 1971. Anstelle eines Gefängnisses mit Gittern und Zellen gibt es in Terra Nova eine ungastliche Insel mit viel Meer drum herum. Die Gitter bleiben im Kopf bestehen.

Die Flucht von der Insel ist natürlich das vorrangigste Ziel und da ist es von Vorteil, dass Zhilin Pilot ist und es auf der Insel ein abgestürztes Flugzeug gibt. Bis es aber soweit ist müssen noch einige Köpfe rollen und Glieder abgehackt werden. Alles in allem ist Terra Nova ein interessanter Film, die Thematik ist aber leider schon etwas ausgelutscht. Lavronenko wird durch seine Nebendarsteller sehr gut flankiert und so bekommt Terra Nova etwas Drive, den man ansonsten vermissen würde.

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