Cecil B. DeMented – Der Wahnsinn auf Celluloid

Die Movie-Maniacs unter euch kennen dieses Szenario bestimmt: Man geht nichts Böses ahnend an einem frühlingshaften Samstagnachmittag seinen wöchentlichen Einkäufen nach und beim Nachhause gehen spaziert man durch den Flohmarkt, der sich in den Gassen vor der eigenen Höhle breitgemacht hat. Und eigentlich will man ja auch gar nichts kaufen, schliesslich ist man mit Körben voller Lebensmittel unterwegs, deren Kühlkette möglichst nicht unterbrochen werden sollte. Doch da hinten, ein klein wenig versteckt aber immer noch gut sichtbar, befindet sich ein Stand, der verlockend aussieht. Movieposter prangern an den Seiten, Kisten voller DVD’s warten auf eifrige Finger – und ehe man sich versieht geht man mit 10 neuen Occasion-DVD’s nach Hause. Und das obwohl zu Hause ein grosser Haufen ungesehener DVD’s darauf wartet, endlich gesichtet zu werden.

ⓒ kybusan / sky
ⓒ kybusan / sky

So ähnlich muss es sich zugetragen haben, damit sich diese Perle des abstrusen Kinos in unsere DVD-Sammlung eingeschlichen hat. Vor ein paar Tagen also, in Ermangelung eines wirklich guten Sonntagabend-Filmes (und der CH-Tatort geht ja sowas von gar nicht!), wanderte John Waters Cecil B. in den Player – und überraschte.

Die Story: Cecil B. (Stephen Dorff) und seine Gang sind Underground-Filmemacher ohne Wenn und Aber. Um ihrem neuesten Film so erfolgreich wie möglich zu machen, entführen sie die schon etwas alternde, sich divenhaft benehmende A-Hollywood-Schauspielerin Honey Whitlock (Melanie Griffith), die zu Promo-Zwecken in der Stadt weilt und zwingen sie, die Hauptrolle in ihrem Film zu übernehmen. Honey ist zwar nicht begeistert von Cecils Ideen, aber um nicht ins Gras beissen zu müssen spielt sie notgedrungen mit. Was nun folgt ist eine wilde Jagd durch Baltimores Kinos, denn Cecil ist davon überzeugt, dass nur echte Menschen, echter Terror und echte Kugeln seinen Film wahrhaftig grossartig werden lassen. Dass er bis zum grossen Höhepunkt fast die Hälfte seiner Crew im Kugelhagel hat sterben sehen, interessiert ihn nicht. Ihm ist nur die Fertigstellung des Filmes wichtig, wobei man dabei erwähnen muss, dass so etwas wie eine Postproduction nicht ins Konzept von Cecil B.’s Filmemacherei einkalkuliert wird. So wird denn auch die letzte Klappe am authentischen Drehset zur allerletzten Klappe in Cecil B.’s Leben.

Viele Reviews zu John Waters sarkastischen Abrechnung mit dem Hollywoodkino und der ganzen Filmindustrie konzentrieren sich auf Melanie Griffiths Spiel. Und naja, schlecht sieht sicher anders aus. Aber mal ehrlich, ausser dass die Frau zweimal mit Don Johnson verheiratet war, immer noch mit Antonio Banderas verheiratet ist, und die Tochter von Tippi Hedren ist, hat sie nicht viel zu bieten. Zumindest reisst mich ihr Schauspiel nicht vom Hocker. Stephen Dorff spielt so, wie man es sich von ihm gewohnt ist; einfach nur noch ein wenig überdrehter als sonst.

Interessante Akzente setzt hingegen Maggie Gyllenhaall, die in einer kleinen Nebenrolle die satanistische Make-Up-Artistin mimt. Ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der mit solch treuherzig dreinblickenden braunen Augen und einer Ernsthaftigkeit, die kaum zu überbieten ist, einen Satz wie den folgenden von sich geben kann:

[pullquote align=”center” textalign=”center” width=”30%”] «I mean, my father is Zozo, the three-headed guard dog at the gates of hell»[/pullquote]

 

Fazit: Cecil B. ist ein wilder Ritt und einfach nur köstlich!

★★★★★

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Cecil B. DeMented, John Waters, USA 2002, 87′
Cast: Melanie Griffith, Stehphen Dorff, Alicia Witt u.a.

 

 

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