Seit Dienstag, 6. September hat Fantoche, das Internationale Animationsfilmfestival seine Pforten in Baden geöffnet. Während sechs Tagen werden mit 12 Langfilmen, 205 Kurzfilmen, 5 Ausstellungen, Talks und Workshop den aktuellsten Tendenzen im internationalen Animationsfilmschaffen der Puls gefühlt. Die ersten drei Festivaltage verliefen laut Festivalleitung sehr erfolgreich und die grösste Trickfilmschau der Schweiz kann eine positive erste Zwischenbilanz ziehen. Nicht erwähnt in der Pressemitteilung wird natürlich, dass es den einen oder anderen Fauxpas gegeben hat. So ist anscheinend die Vorstellung von The Trashmaster abgebrochen worden, da der Film wegen technischen Problemen nicht gezeigt werden konnte. Auch sind die Einlassmanieren der freiwilligen Helfer noch verbesserungswürdig.
In den ersten Festivaltagen konnte das Festival bereits namhafte Gäste empfangen: Unter ihnen waren beispielsweise Fred und Sam Guillaume für eine Präsentation ihres nächsten Filmes La nuit de L’Ours sowie Mathieu Weschler, Regisseur des vielgepriesenen The Trashmaster, der in einem «Making-of» die Entstehungsgeschichte seines Langfilmdebüts vorstellte. Ausserdem versammelte sich am Donnerstag im Festivalzentrum im Rahmen der «Swiss Talks» die Crème de la Crème der Schweizer Animationsfilmszene. Auch das breite Publikum ist vor Ort: Die Kinosäle sind sehr gut besucht sowohl bei den beliebten Langfilmen wie auch in den vielfältigen Kurzfilmprogrammen. Bemerkenswert ist, dass die «Coming Soons» und auch die «Making-ofs», die gemeinhin eher unser Branchenpublikum ansprechen, erfreulich viele Besucher anziehen.
Das Programm des Festival-Wochenendes verspricht nochmals einige Highlights: Ebsen Toft Jacobsen und Antoine Charreyron werden in «Making-of»-Veranstaltungen die Hintergründe ihrer Langfilme The Great Bear respektive The Prodigies präsentieren. Und von Phil Mulloy wird der neueste Film Goodbye Mister Christie wie auch eine Werkschau zu sehen sein. Wer noch nicht weiss, was er am Wochenende machen soll, der sollte sich einen Gang nach Baden zumuten: das diesjährige Programm ist vielversprechend und es gibt noch einige Filme, die es zu entdecken lohnt. In der Sparte der Langfilme zum Beispiel diese beiden Filme hier: Kari-gurashi no Arietti (Review folgt) von Hiromasa Yonebayashi, dem designierten Nachfolger Hayao Miyazakis. Der unverkennbare Ghibli-Stil zieht sich durch diesen wunderschönen Animationsfilm hindurch, und auch wenn keine fantastischen Wesen darin vorkommen, entführt dieser Film einen für ein paar Stunden in eine andere Welt. Die Adaption eines Kinderbuchklassikers kann am Samstag Abend um 22.45 und am Sonntag um 14.oo Uhr noch einmal gesehen werden. Der dänische Beitrag The Great Bear (Review folgt) entführt ebenfalls in eine fremde Welt. Durch eine kleine Tür in der Gartenmauer kriechen Jonathan und seine kleine Schwester in den grossen, gefährlichen und geheimnisvollen Wald hinter dem Haus des Grossvaters und erleben viele Abenteuer. Zu sehen ist dieser Film heute Abend um 16 Uhr und am Samstag um 20.45 Uhr.
In der Sparte des Themenschwerpunktes, animierte Dokumentarfilme, sind drei sehr wichtige Filme zu sehen. Wenn der eine oder andere dabei die Krallen der Realität tief in das Fleisch des manchmal entrückt und verspielt wirkenden Trickfilmfans schlägt, dann ist das gut so. Ein AniDoc, wie Fantoche diese Art von Dokumentarfilmen nennt, soll auch zum Nachdenken anregen, ja vielleicht sogar hässliche Wunden hinterlassen. Mit der animierten Bildsprache haben diese Filmemacher eine Sprache gefunden, mit der sie den Schrecken ihrer Zeit verarbeiten können. Dass nicht überall all auf dieser Welt ein solch friedlicher Zustand herrscht wie in unseren Breitengraden wird einem spätestens nach diesen drei Filmen wieder bewusst. The Green Wave (Fr, 14.00 und Sa 20.45) aus dem Iran, Waltz with Bashir (Fr 18.30, Sa 22.45) aus Israel und Persepolis(Sa 18.30) aus Frankreich.
