The Curse of the Golden Flower

… oder wie inszeniert man italienischen Pizzeriakitsch auf Chinesisch

Ⓒ Studio / Produzent

Drei Jahre waren Kaiser Ping (Chow Yun Fat) und der Prinz Jai (Jay Chou) vom kaiserlichen Hof abwesend. Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch – die kaiserliche Abwesenheit ermöglichte das Schmieden von Intrigen und die verlassene Kaiserin ist ein amouröses Verhältnis mit ihrem Stiefsohn Wan eingegangen.

Mit Hilfe seines Hofarztes will der zurückgekehrte Kaiser wieder die Macht am Hof ergreifen. Der renitenten Kaiserin (Gong Li) wird täglich eine «Medizin» eingeflösst, ein Trank aus giftigen Pilzen, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn treiben und weniger die eingeredete Krankheit heilen soll. Die Kaiserin ihrerseits schmiedet ebenfalls ein Komplott, ihren verhassten Ehemann loszuwerden; das intime Verhältnis das sie zu ihrem Stiefsohn pflegt ist ihr bei diesem Unterfangen äusserst hilfreich.

Der grosse Showdown der rivalisierenden Ehegatten findet während des Chrysanthemen-Fests statt. An diesem eigentlich freudigen Tag stellt sich die Kaiserin ihrem Kaiser entgegen, hinter beiden Parteien stehen riesige Heere und die beiden Prinzen Jai und Wan müssen sich entscheiden, wessen Lehren sie künftig folgen wollen. Die goldgelben Chrysanthemen gehen in einem Meer aus Blut unter denn der Krieg hinter den Palastmauern bringt nicht nur Geheimnisse zu Tage, die auch ganz normale Familien entzweien würden, sondern fordert vor allem auch die Leben tausender loyaler Soldaten.

Ehrlich gesagt ist The Curse of the Golden Flower eine leichte Enttäuschung. Farblich gesehen kommt dieses epochale Drama in keinster Weise an seinen Vorgänger Hero heran. Wennn Zhang Yimou bei House of flying Daggers schon etwas sehr in den Topf «Kitsch» gegriffen hat, übertreibt er es dieses Mal. Wer sich schon einmal unverhofft in einer Pizzeria älteren Datums wieder fand und an den Wänden bunte, glitzernde Bildchen in goldenen Rahmen betrachten musste die einem den Appetitt verdarben, der kann sich in etwa vorstellen, wie kitschig die mit Gold überladenen, teils pastellfarbenen, teils quitschbunten Bilder in Zhang Yimous neusten Werk aussehen. Schade eigentlich, hätte man sich doch vom Meister der Farbinszenierung mehr erhofft. Dafür hat The Curse of the Golden Flower anderes zu bieten: die zwei wohl bekannntesten chinesischen Schauspieler unserer Zeit, Chow Yun Fat und Gong Li. Gerade letztere besticht wieder einmal mehr durch ihre leidenschaftliche und doch anmutige Präsenz auf der Leinwand. Die Schweissperlen auf ihrer Stirn scheinen nicht aufgetupft zu sein sondern wirken echt, vor allem wenn man bedenkt, was ihre Kostüme für ein Gewicht haben mussten. Chow Yun Fat, den einige vielleicht noch als gutmütigen und weisen Kämpfer aus Ang Lees Crouching Tiger Hidden Dragon kennen, hat alle Gutmütigkeit abgelegt und mutiert zum monsterhaften Tyrannen der nicht davor zurückschreckt, seinen jüngsten Sohn mit einem Gurt zu Tode zu prügeln.

Beim Drehbuch hingegen stand wohl der grösste aller Dichter Pate, erinnert doch der Plot stellenweise sehr stark an Hamlet. Intrigen, Giftmischer, Vatermord, Ödipusskomplex, Inzest und gebrochene Herzen; alles in allem scheint es, als ob Yimou das Gesamtwerk Shakespears auf ca 130 Minuten komprimiert habe und in Bilder gefasst habe. Auch hier beschleicht den Fan des asiatischen Kinos leichtes Bedauern. Der ganze Plot ist einfach zu durchsichtig, zu „hollywoodgeschönt“. Die Kritik an der Classe politique, die man von einem Regisseur der 5. Generation erwarten darf – und vor allem dann, wenn man Yimous früheres Werk kennt – kommt sehr leise daher und geht im grossen Schlachten zum Chrysanthemenfest zu sehr unter. Zhang Yimou muss sich leider die Frage gefallen lassen, in wie weit er sich von der kommunistischen Partei kaufen liess, hat diese ihm doch 1000 Soldaten als Statisten zur Verfügung gestellt.

Fazit: Zhang Yimou inszeniert in gewaltigen Bildern ein Drama das in der chinesischen Tang Dynastie angesiedelt ist. Seine beiden Hauptdarsteller sind Stars und, wen wunderts, auch über die Grenzen chinas bekannt. Dazu kommen massenhaft loyale und von der Partei geformte, willige Soldaten die einen heldenhaften Tod sterben… Kurz gesagt: The Curse of the Golden Flower wird von Liebhabern des asiatischen Kinos wohl eher belächelt, sind doch die Bemühungen, nun auch endlich einen Oscar in die Volksrepublik zu holen, doch zu offensichtlich. Für Neulinge des Genres, die sich nicht an in Mandarin gehaltenen Dialogen stören und schnelle Untertitel-Leser sind, kann The Curse O The Golden Flower recht unterhaltsam sein. Yimous neustes Werk erhält ein knappes, aber leider wohlverdientes, «Ungenügend»!

 

Regie: Zhang Yimou
Cast: Chow Yun Fat, Gong Li
Man cheng jin dai huang jin jia, Hong Kong/China, 2006, 114′, mandarin

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