Goemon – Japans Robin Hood

Goemon, das ist die Geschichte des japanischen Pendants zu Robin Hood. Und ähnlich wie dieser, ist die historische Authentizität von Goemon Ishikawa nicht verbürgt, jedoch stark im Bewusstsein der Japaner verankert. Goemon ist Kazuaki Kiriyas zweiter Film. In Stil und Machart gleicht Goemon seinem 2004-Vorgänger Casshern, das heisst also, wer die gewöhnungsbedürftige Bildgewalt von Casshern mag, der freundet sich auch mit Goemon an.

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Goemon in der Schlacht ⓒ Studio & Produzent

Japan im Jahr 1582. Der vom Volk geliebte Meisterdieb Goemon Ishikawa (Yosuke Eguchi) erleichtert machtgierige Adelige um ihr Hab und Gut, um es den Ärmeren im Volk zu geben. Bei einem seiner Raubzüge stiehlt er eine blaue Box, ohne zu wissen, dass deren Inhalt das Schicksal des gesamten Landes beeinflussen kann. Natürlich wird das Verschwinden des blauen Kästchens bemerkt und auf einmal sind mehrere Parteien hinter Goemon her. Der entdeckt mit der Zeit immer mehr Hinweise auf Verschwörungen, Intrigen und Geheimnisse, die den politischen und gesellschaftlichen Wandel des Landes beeinflussen könnten.

Der historische Hintergrund

Um Goemon, den Film, in seiner ganzen Pracht zu verstehen, ist es hilfreich, wenn man ein kleines Bisschen der japanischen Geschichte kennt. Denn die Film-Charaktere sind bis auf wenige Ausnahmen historisch verbürgte Personen, die die Geschichte Japans nachhaltig geprägt haben.

Der Film spielt in der sogenannten Azuchi-Momoyama-Zeit, welche von 1573 bis 1603 europäischer Zeitrechnung dauerte. Sie wird auch die Epoche der drei Reichseiniger genannt. Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu formten in dieser Zeit aus einem in viele kleine Territorien und Fürstentümer zersplitterten Land mittels militärischer Gewalt wieder einen einheitlichen Staat. Oda Nobunaga gilt dabei als der Wegbereiter für diese Einigung. Oda verstand es durch eine geschickte Bündnispolitik sowie durch den Einsatz von Feuerwaffen, die durch europäische Missionare in das Land gebracht worden waren, einen grossen Teil der Insel unter seiner Herrschaft zu einen. Doch im Jahre 1582 verstarb Oda. Einige Quellen behaupten, er habe Seppuku begangen, andere wiederum reden von Mord. Fakt ist jedoch, dass einer seiner Generäle, nämlich Akechi Mitsuhide, am verfrühten Ableben Odas beteiligt war. In der Folge übernahm Akechi die Herrschaft – für 11 Tage. Odas Tod wurde durch Toyotomi Hideyoshi gerächt, der ebenfalls als General unter Oda gedient hatte. Toyotomi besiegte die Armee von Akechi, welcher auf der Flucht von aufrührerischen Bauern getötet wurde, und installierte sich in der Folge als legitimer Nachfolger seines Herren Oda Nobunaga.

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Eine neue Methode, sich zu rasieren? ⓒ Studio & Produzent

Die filmische Realität

Hier also setzt die Geschichte des Filmes ein. Oda Nobunaga ist tot und Toyotomi Hideyoshi versucht, seine Herrschaft zu festigen. Anders als historisch verbürgt, ist Toyotomi Hideyoshi im Film aber mitschuldig am Tod seines Herrn Oda. In ein paar kurzen Szenen einer Rückblende wird gezeigt, wie Toyotomi und Akechi ein Bündnis eingegangen sind und sie beide am Versterben ihres Herrn schuld sind. Dumm nur, ist dieses Bündnis schriftlich festgehalten worden. Akechi lässt den Vertrag, kurz bevor er von Toyotomi umgebracht wird, verschwinden und versteckt den Hinweis auf dieses äusserst brisante Dokument in eben jenem blauen Kästchen, das später von Goemon gestohlen werden wird.

Der Meisterdieb wiederum ist stark mit Oda Nobunaga verbunden, wie man im Verlaufe der Geschichte erfahren wird. Er wurde von ihm aufgenommen und zu einem Ninjia ausgebildet. Doch nach dessen Tod machte sich der junge Mann sozusagen selbstständig und wurde zum japanischen Robin Hood. Mit dem Auffinden des schriftlich festgehaltenen Bündnisses zwischen Toyotomi und Akechi sieht sich Goemon gezwungen, in die Geschicke des Landes einzugreifen. Und das obwohl er geschworen hat, sich nur um sich selbst zu kümmern und die politischen Ränkespiele nicht sein Ding sein sollen.

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Frauengeschichten gehören selbstverständlich auch zur Story ⓒ Studio & Produzent

Toyotomi wiederum, der um seine Machterhaltung fürchtet sieht sich nicht nur von Goemon bedroht. Auch Mitsunari Ishida, einer seiner Getreuen, ist daran interessiert, Toyotomi loszuwerden und selbst die Macht zu ergreifen. Im Verlaufe der Geschichte werden mehrere Attentate von Mitsunari initiiert, die entweder von Goemon oder seinem Jugendfreund Saizo Kirigakure verübt werden. Doch Toyotomi ist ein sehr vorsichtiger Gegner und so gelingt es Goemon erst ganz am Schluss, den Kriegsherren und Mörder Oda Nobunagas hinzurichten. Zu diesem Zeitpunkt ist Goemon aber schon so tief in die Intrigen der machthungrigen Fürsten verwickelt, dass der sonst so sorgenlos dahinlebende Dieb gar nicht anders kann, als politisch zu interagieren. Mitsunari nämlich, der die Gunst der Stunde nützen und die Macht an sich reissen will, hat keine ehrbaren Ziele. Ihm liegt es nicht daran, dem Volk den Frieden zu bringen und die streitenden Fürsten zu einen. Er ist einzig und alleine daran interessiert, seine Macht und sein Wohlergehen zu festigen.

Ihm gegenüber steht Tokugawa Ieyasu, General unter Toyotomi Hideyoshi. Und in einer alles entscheidenden Schlacht, der Schlacht von Sekigahara am 21. Oktober 1600, muss sich Goemon entscheiden, wem er die Zukunft und das leibliche Wohl der einfachen Bevölkerung anvertrauen wird: Tokugawa oder Mitsunari.

★★★★☆

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Goemon, Kazuaki Kiriya, Japan, 2009, 128′
Cast: Yosuke Eguchi, Takao Osawa, Ryoko Hirosue, Jun Kaname, u.a.

2 Comments

  1. Sal

    Nach Casshern freu ich mich natürlich auf den zweiten film von monsieur kazuaki kiriya. Danke für den tipp. Goemon, also ganbare goemon gabs ja noch als videospiel auf dem super famicom. Kindheitserinnerung und deshalb ein weiterer grund den film zu schauen :)

    1. kybuadmin

      Dachte mir doch, dass der dir sicher gefällt. Der DVD-Dealer unseres Vertrauens wird bestimmt ein Exemplar davon haben … :) Wie sehr der Film an das Videospiel angelegt ist, kann ich nicht sagen, weil nie gespielt :)

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