Fantoche 2010: Making of Logorama

Die Gewinner des Oscars für den besten animierten Kurzfilm 2009 beehrten Baden und das Fantoche-Publikum und plauderten aus dem Nähkästchen. In einer knapp einstündigen Plauderstunde zeigten sie auf, wieso Logorama ein so beeindruckendes Machwerk ist. Logos zu gebrauchen ist an und für sich nichts Neues oder Bahnbrechendes. Die Art und Weise, wie Hervé de Crécy, François Alaux und Ludovic Houplain es aber machten, ist hingegen selten so spannend umgesetzt worden. Hervé de Crécy und François Alaux präsentierten in Baden vor einem nahezu vollen Saal ihre fast sechs Jahre dauernde Arbeit mit Charme und einem zu Recht unverholenen Stolz.

Ⓒ Studio / Produzent

Von fast 26000 Logos fanden insgesamt 2500 Logos den Weg in den knapp eine viertel Stunde dauernden Film. Laut Studien sei das auch in etwa die Anzahl Logos, denen man heute täglich ausgesetzt ist. Die Idee zu einem Film mit Logos hätten sie beim Brainstorming für ein Video von Georg Harrison gehabt. Diese Arbeit sei aber von dessen Managment verworfen worden, da es zu riskant gewesen wäre, Logos ohne explizite Genehmigung zu gebrauchen. Dies schreckte die drei Franzosen aber offenbar nicht ab, und sie fanden einen Produzenten, der das Risiko gerne einging, einen Film, der nur aus Logos besteht, zu finanzieren. de Crécy und Alaux gaben aber im Verlaufe des Disskussion zu, dass sie sich, bevor sie überhaupt begannen zu arbeiten, mit dutzenden Rechtsanwälten trafen, um sich rechtlich abzusichern. Danach begannen sie mit einem Drehbuch, denn ihnen schwebte ein reichlich ambitioniertes Werk vor. Sie wollten nicht nur Logos aneinanderreihen, sondern auch eine Geschichte erzählen. Mit einem klassischen Drehbuch starteten sie, daraus folgte ein normales Storyboard. Alle Charaktere wurden erst als menschliche Figuren gezeichnet. Nach diesem Prozess suchten sie die dazu passenden Logos, was sich bei den weiblichen Figuren als eher mühsam erwies, scheint doch die Welt der Logos hauptsächlich männlich zu sein. Um eine noch unterhaltendere Geschichte zu gestalten bedienten sie sich auch bei dem einen oder anderen Film (z. B. Reservoir Dogs oder War of the Worlds). Schnippsel davon fanden den Weg in ein Animatic (animiertes Storyboard).

Ⓒ Studio / Produzent

Danach erst begann die Arbeit an den Logos. Die meist flachen, körperlosen Schriftzeichen und Symbole wurden von den Animatoren in 3D-Objekte umgewandelt. Sie seien oft ein «Pain in the Ass» für die Animatoren gewesen. Für sie als gelernte Grafiker hatte die möglichst genaue Umsetzung des Logos oberste Priorität. Ein falsches Blau bei Blaupunkt oder ein nicht korrektes Rot im Mastercard-Zeichen geht einfach nicht. Danach begannen die Animatoren die Logos interagieren zu lassen. Bei Bewegungen erwies sich das Rotoskopie-Verfahren als das effektivste Verfahren. Im Grunde genommen wird die Sequenz zuerst als Normalfilm aufgenommen und dient als Grundlage, die von den Animatoren «abgepaust» wird. de Crécy und Alaux scheuten sich nicht, auch etwas peinlichere Filmszenen zu zeigen, in denen sie selber als Truckstop-Bedienung und Trucker in eindeutig zweideutigen Posen agierten.

Die wohl cleverste Art und Weise, Logorama dem Publikum zu zeigen, war die Wahl, es vor einem grossen internationalen Publikum zu tun. Mit Cannes als Plattform im Rücken konnten sich die Macher etwas sicherer fühlen. Hätten sie begonnen, den Film im kleinen Mass und einem sich eigens für Animationen interessierten Publikum zu zeigen, dann hätten die Firmen sich wohl eher rechtliche Schritte überlegt. Dass man mit Logorama dann auch gleich noch einen Preis einholen konnte, von dem her auch eher postitive Kritik erhielt, tat dem Schritt in die Öffentlichkeit sicher nicht schlecht. Logorama ging dann auch in den Wettbewerb um den Oscar für die beste Kurzanimation und heimste auch dort ab. Was zur Folge hatte, dass die Macher von Logorama eigentlich nur gute Rückmeldungen bekamen – verklagt wurden sie auf jeden Fall bis heute nicht.

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