Fantoche 2010: Elemi

Elemi ⓒ Hideto Nakata

Hideto Nakata hat in achtjähriger Präzionsarbeit ein kleines Meisterwerk der Stop-Motion-Animation erschaffen. Elemi ist die wunderbar poetische Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen einem Telefonmasten und ihrem Techniker. Nakata studierte an der Seika-Universität in Kyoto Visual Communication Design und brachte sich die Techniken der Stop-Motion selber bei. Zusammen mit drei weiteren Mitarbeitern realisierte er die Geschichte eines Freundes in einer schier unglaublichen Eigenleistung und in Privatproduktion. Das Set von Elemi wurde in seiner Wohnung aufgestellt, so dass er praktisch zwischen den Papphäusern schlafen und essen musste. In acht Jahren Produktion wagte er sogar einmal einen Umzug, von Kyoto nach Osaka. In der unnachahmlich asiatischen Art entschuldigte sich der in Baden persönlich anwesende Regisseur dafür, dass er nur zwölf Stunden pro Tag arbeitete und es sogar wagte, an Sonntagen frei zu machen. Wäre er nicht «so faul» gewesen, hätte er nicht acht Jahre zur Fertigstellung gebraucht.

Eine Stunde Arbeit ergibt klassischerweise etwa eine Sekunde Film mit der Technik der Stop-Motion; Elemi dauert 45 Minuten. Elemi ist ein Telefonmast, der eines Morgens einen Kurzschluss hat. Der Techniker Takahasi repariert die schmale Telefonmastin darauf. Elemi verliebt sich augenblicklich in den stillen Techniker und beginnt, ihn anzurufen. Schliesslich ist dies als Telefonmast auch die einfachste Art und Weise mit Menschen zu kommunizieren. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, sogar Liebe. Doch diese Liebelei wird von den anderen Telefonmasten nicht gutiert, und so wagt es Elemi, ihrem menschlichen Freund die Wahrheit zu erzählen. Elemi, der verliebte Telefonmast, besteht in Realität aus einem PVC-Rohr. Der leichte Knick wurde mit einem Bunsenbrenner hergestellt, dann das Rohr geschliffen und mit weisser Farbe gestrichen. Die Augen und Wimpern sind etwa knopfgross. Wobei es dabei um sehr kleine Knöpfe, etwa die an einer Bluse, handelt. Sie bestehen aus einer speziellen Knetmasse, die im Ofen gehärtet wurde. Die Puppen bestehen in ihren sichtbaren Gliedmassen auch aus dieser Knetmasse, die von selbstgenähten Kleidern verdeckten Gliedmassen sind einfache metallene Glieder. Die menschlichen Puppen sind etwa 40 Centimeter gross. Dies sei nötig gewesen, denn sonst wären die Augen zu klein geraten und man hätte keine Emotionen mit ihnen ausdrücken können. Daher verwundert es nicht, dass Nakata auch schon mal eine Wand seiner Wohnung einreissen musste, um die ganze Strasse, in der die Geschichte spielt, aufzustellen.

Elemi ⓒ Hideto Nakata

In Elemi gibt es auch einige Tiere: Hunde, Katzen oder Vögel. Diese Figuren wurden nicht mit beweglichen Gliedern hergestellt, sie wären zu klein gewesen. Stattdessen wurden zehn Hunde, Katzen oder Vögel hergestellt, die sich nur im Bewegungsablauf unterschieden. Einzeln fotografiert und in Serie geschaltet bewegten sich diese Figuren dann wie von Geisterhand. Alles in allem ist Elemi ein wirklich bezauberndes Werk, schade war nur, dass die Auflösung der am Fantoche gezeigten Fassung etwas schlecht war. Die Arbeit und die Leidenschaft, die in dieser Animation stecken, überzeugten dennoch. Die acht Jahre «Wartezeit» haben sich gelohnt. Nicht nur für Nakata, der nebst seinem Job als Lehrer mitten in einer neuen Arbeit steckt, sondern auch für diejenigen, die das besondere Vergnügen hatten, für 45 Minuten in der sonderbaren Welt eines Telefonmastens zu versinken.

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